Der Ungewissheit bei Ausbruch der Corona-Pandemie folgten Umsatz- und Produktivitätsrekorde in Kanzleien, allerdings stagnierte die Beschäftigung. Auf dem Arbeitsmarkt für Juristen kündigen sich daher bereits neue Rekorde an.
Stimmungsmesser: Arbeitsmarktbarometer
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) befragt monatlich alle lokalen Arbeitsagenturen nach deren Einschätzung zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit (Komponente A) und Beschäftigung (Komponente B) für die nächsten drei Monate. Dieses Stimmungsbild wird zum sogenannten Arbeitsmarktbarometer aggregiert und in einem Bereich von 90 (sehr schlecht) bis 110 Punkten (sehr gut) skaliert.
Entwicklung seit 2019
Das Jahr 2019 begann mit optimistischen Werten um 103 Punkte und hielt bis März 2020 ein Plateau im positiven Bereich. Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 bedingte einen starken Einbruch der Indikatoren, prognostiziert wurde eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und Abnahme der Beschäftigung. Die Stimmung hellte sich erst im (Spät-) Sommer 2020 wieder auf; im September wurde erstmals wieder eine Abnahme der Arbeitslosigkeit vorhergesagt. Das Jahr 2020 endete mit 100,4 Punkten im Dezember immerhin im „neutralen“ Bereich.
Arbeitsmarkt in der Pandemie
Seit Anfang des Jahres 2021 erholt sich das Arbeitsmarktbarometer (nahezu) stetig. Ab Mai wurde insbesondere die Entwicklung der Arbeitslosigkeit deutlich positiver eingeschätzt als zuvor, was für einen sprunghaften Anstieg des Barometers auf rund 105 Punkte sorgte – ein besserer Wert als vor der Pandemie. Bereits einen Monat später erreichte das Barometer, aufgrund positiver Prognosen sowohl der Arbeitslosigkeit als auch der Beschäftigung, ein Allzeithoch von 107,2 Punkten. Im August wurde mit 107,4 Punkten schon der nächste Rekord aufgestellt – die Prognose könnte angesichts der bei 110 Punkten endenden Skala kaum positiver ausfallen.
Neue Rekorde in der Pandemie…
Der Arbeitsmarkt für Juristen hat sich robuster gezeigt, als es die Indikatoren des IAB hätten vermuten lassen: Es kam nicht zu einem Personalabbau, allerdings waren Neueinstellung ebenso selten – der Arbeitsmarkt für Juristen erwies sich im Gegensatz zu dem der Gesamtwirtschaft zumindest als sehr robust. Losgelöst von der stagnierenden Beschäftigung entwickelten sich die Umsätze: Mit Steigerungen von im Einzelfall fast 12 % wurden sogar neue Rekorde aufgestellt. Dass die Produktivität angesichts steigender Umsätze mit gleichviel Personal ebenso rekordhaft anstieg, ist keine Überraschung.
…neue Rekorde nach der Pandemie
Die gesteigerten betriebswirtschaftlichen Ergebnisse halten Kanzleien offensichtlich für nachhaltig, da enorm viele Neueinstellungen folgen sollen: Für 2021 wird in Kanzleien ein Personalwachstum von rund 15 % angestrebt. Der großen Nachfrage versuchen die ersten Kanzleien bereits mit einem verbesserten Angebot zu begegnen, indem sie die (Einstiegs-) Gehälter erhöhen – für die ersten neuen Rekorde „nach Corona“ ist also bereits gesorgt…
Quellen
https://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presseinformationen/ab0821.aspx
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