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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt für Juristen

Einige große Wirtschaftskanzleien haben im ersten Quartal bereits Zahlen zum Corona-Geschäftsjahr 2020 veröffentlicht. Der Blick in die Bücher offenbart, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Beschäftigung hatte und erlaubt interessante Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2021.

In diesem Artikel werden die Geschäftsjahreszahlen von sechs Kanzleien ausgewertet, die mit einem „Full-Service“-Angebot in sämtlichen wirtschaftsrechtlichen Fragestellungen beraten, jeweils über mehrere deutsche Standorte verfügen und jeweils (teils deutlich) über 100 Anwälte beschäftigen. Drei von ihnen sind deutschen Ursprungs, wobei eine3, 4, 14 über ein eigenes internationales Netzwerk verfügt, die anderen beiden1, 2, 5, 6, 13, 15 nahezu ausschließlich über nationale Standorte. Die drei Kanzleien nicht-deutschen Ursprungs haben in zwei Fällen7, 8, 9, 10, 16, 17 US-amerikanische, in einem Fall11, 12, 18 britische Wurzeln. Zusammen erwirtschafteten sie 2020 mit rund 2.100 Anwälten (Vollzeitäquivalent/VZÄ) über 1,4 Mrd. € Umsatz in Deutschland.

Wenig mehr Anwälte…

Insgesamt beschäftigten die Kanzleien 2020 mit +0,4 % kaum mehr Anwälte als im Vorjahr. Was nach Stagnation aussieht, erweist sich mit Blick auf die Gesamtwirtschaft (Arbeitszeitrechnung) als außergewöhnliche Stabilität: 2020 ist das Arbeitsvolumen in Deutschland mit 4,7 % so stark eingebrochen wie noch nie zuvor. Der Arbeitsmarkt für Juristen hat sich daher nicht nur als krisensicher erwiesen, sondern mit über 5 Prozentpunkten Abstand auch noch deutlich positiver entwickelt als die Gesamtwirtschaft.

…deutlich mehr Umsatz

Nahezu alle Kanzleien haben ihre Umsätze 2020 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 6,3 % deutlich gesteigert, im Einzelfall wurden mit fast 12 % sogar Steigerungen im zweistelligen Prozentbereich erzielt. Verglichen mit der Gesamtwirtschaft ergibt sich eine nahezu spiegelverkehrte Entwicklung: Während das Arbeitsvolumen in Deutschland 2020 insgesamt um fast 5 % einbrach, entwickelten sich die Kanzleiumsätze mit rund 6 % in die entgegengesetzte Richtung – ein Abstand von ganzen 11 Prozentpunkten.

Nachhaltiges Wachstum oder „Corona-Bonus“?

Die Pandemie erwies sich 2020 als Umsatztreiber für Kanzleien. Sie war allerdings nicht vorhersehbar und ihre positiven Auswirkungen auf Beschäftigung und Umsatz lassen sich nicht ohne weiteres replizieren. Zwar enthalten die Geschäftsjahreszahlen von 2020 keine Prognosen für das laufende Jahr, dennoch lässt sich anhand der geplanten Neueinstellungen schlussfolgern, welche Entwicklungen die Kanzleien 2021 erwarten. Der Blick in die Zukunft fällt dabei auffallend optimistischer auf, als man es rückblickend erwarten würde: Insgesamt möchten die Kanzleien im laufenden Geschäftsjahr 14,6 % mehr Anwälte einstellen, im Einzelfall wird sogar ein Personalwachstum von fast 20 % angestrebt. Im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2019 entspricht dies einer Steigerung von über 15 %.

Große Nachfrage nach Juristen

Die Corona-Pandemie hat den Kanzleien mehr genutzt als sie der Wirtschaft insgesamt geschadet hat. Der Arbeitsmarkt für Juristen hat sich nicht nur als äußerst robust erwiesen, er ist nun sogar ein Krisenprofiteur: In 2021 soll kräftig eingestellt werden. Juristen erfreuen sich daher großer Nachfrage seitens potentieller Arbeitgeber, während Kanzleien vor der schwierigen Herausforderungen stehen, ihren enormen Personalbedarf zu decken.

Quellen

1https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2020/03/umsatz-2019-heuking-steigert-mit-masseverfahren-umsatz-um-10-prozent

2https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2021/03/umsatz-2020-heuking-trotz-leichten-rueckgangs-optimistisch

3https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2020/03/umsatz-2019-cms-hasche-sigle-steigert-umsatz-und-ubt-auf-rekordniveau

4https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2021/03/umsatz-2020-cms-mit-umsatzplus-von-knapp-zehn-prozent

5https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2020/03/umsatz-2019-gleiss-lutz-steigert-umsatz-auf-217-millionen-euro

6https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2021/02/trotz-corona-gleiss-lutz-erzielt-2020-rekordumsatz

7https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2020/03/latham-ubt-steigt-auf-958-000-euro

8https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2021/03/umsatz-2020-latham-knackt-beim-ubt-die-millionenmarke

9https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2020/03/umsatz-2019-deutliches-wachstum-bei-deutschen-white-case-bueros

10https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2021/03/neue-bestmarken-deutsches-geschaeft-von-white-case-waechst-stark

11https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/nachrichtkanzleien/2020/02/umsatz-2019-hogan-lovells-erneut-mit-rekordjahr

12https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/nachrichtkanzleien/2021/02/umsatz-2020-hogan-lovells-deutschland-wieder-mit-rekordergebnis

13https://www.azur-online.de/artikel/heuking-kuehn-lueer-wojtek-top-arbeitgeber/

14https://www.azur-online.de/artikel/cms-hasche-sigle-top-arbeitgeber/

15https://www.azur-online.de/artikel/gleiss-lutz-top-arbeitgeber/

16https://www.azur-online.de/artikel/latham-watkins-top-arbeitgeber/

17https://www.azur-online.de/artikel/white-case-top-arbeitgeber/

18https://www.azur-online.de/artikel/hogan-lovells-top-arbeitgeber/