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Höhere Associate-Gehälter: vermessener Geldregen oder überfällige Anpassung?

Kürzlich haben zwei international tätige Großkanzleien ihre Einstiegsgehälter in Deutschland erhöht. Nach dem Corona-Krisenjahr 2020 und noch immer nicht abgeschlossener wirtschaftlicher Erholung überrascht der Zeitpunkt – zumindest teilweise.

Corona-Krise? Allenfalls für Mandanten!

Als die Corona-Pandemie Deutschland erreichte, schalteten Kanzleien in den Krisenmodus: Arbeitszeiten wurden reduziert, Gehälter und Entnahmen eingefroren – die Stimmung schien frostig. Während die Gesamtwirtschaft tatsächlich stark unter der Pandemie leidet (das Arbeitsvolumen brach 2020 um rund 5 % ein) erlebten viele Kanzleien eine spiegelverkehrte Entwicklung: die Geschäftsjahreszahlen brachten Umsatzsteigerungen von durchschnittlich rund 6 % hervor, teilweise wurden gar Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich verzeichnet.

Quelle: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt für Juristen

Überfällige Anpassung – teilweise

Die jüngsten Umsatzsteigerungen sind indes keine außergewöhnlichen Entwicklungen, sondern folgen einem langfristigen Trend. Lag der Umsatz pro Berufsträger (UBT) einer US-Kanzlei 2016 noch bei 780.000 €, wurde im vergangen Jahr die Millionenmarke überschritten – eine Steigerung von rund 38 %. Demgegenüber verharrte das Einstiegsgehalt seit der letzten großen Gehaltsrunde vor 5 Jahren auf dem Niveau von 2016. Die Schere zwischen UBT und Einstiegsgehalt wurde in den vergangenen Jahren immer größer. Die jüngste Gehaltserhöhung ist demnach vermutlich längst verdient, vorausgesetzt der UBT bricht in 2021 nicht um mehr als 22 % ein.

Ein gänzlich anderes Bild ergibt der Blick auf die Werte einer Magic-Circle-Kanzlei. Der UBT stagnierte praktisch mehrere Jahre in Folge, in den vergangenen 5 Jahren wuchs er insgesamt lediglich um knapp 6 %. Insofern wenig überraschend, dass das Einstiegsgehalt seitdem nicht erhöht wurde. Die jüngste Gehaltserhöhung fällt mit 17 % – verglichen mit der US-Konkurrenz – zwar niedriger aus, übersteigt das UBT-Wachstum jedoch deutlich.

Die Konkurrenz schläft nicht

Ob den jüngsten Gehaltserhöhungen (diese) Produktivitätsüberlegungen zu Grunde lagen, ist fraglich. Sicher ist jedoch, dass der Schritt Aufsehen erregt und nicht nur in den Führungsetagen Gehaltsdebatten entfacht hat. Vor dem Hintergrund zurückhaltender Neueinstellungen in 2020 und einem angestrebten Personalwachstum von durchschnittlich über 15 % im laufenden Jahr ist davon auszugehen, dass auch weitere Arbeitgeber ihre monetären Anreize steigern werden. Ein Blick in die Historie lässt dies ebenfalls erwarten: Als 2016 die erste Magic-Circle-Kanzlei ihre Einstiegsgehälter erhöhte, löste dies einen Dammbruch aus. Noch im selben Jahr zog eine Vielzahl nach, längst nicht nur Magic-Circle-Kanzleien und ihre US-amerikanischen Konkurrentinnen…

Quelle: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt für Juristen

Quellen