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Juristischer Arbeitsmarkt im Umbau

Lieferkettenprobleme, hohe Energiekosten und Zinsen, möglicherweise eine Rezession – die wirtschaftliche Entwicklung wirft ihren Schatten voraus auf den juristischen Arbeitsmarkt. Doch wo Schatten ist, ist auch Licht, nicht nur für Arbeitnehmer.

Andere Anforderungen

Mandanten fragen heute andere Dienstleistungen nach als vor der Corona-Pandemie und dem Russisch-Ukrainischen Krieg. Kanzleien müssen ihr Beratungsangebot der geänderten Nachfrage ihrer Mandanten anpassen. Andere Beratung erfordert Agilität – oder andere Berater. Wer den veränderten Erwartungen seiner Mandanten gerecht werden will, muss jedenfalls andere Anforderungen an das eigene Personal stellen als zuvor.

Höhere Fluktuation

Grundsätzlich sind neue Anforderungen ein Anlass, die individuelle berufliche Perspektive zu hinterfragen, unabhängig davon, ob man ihnen letztlich gerecht wird oder nicht. Für diejenigen, die den geänderten Anforderungen nicht gerecht werden können oder wollen, ist ein Wechsel des Arbeitsplatzes unausweichlich. Die geänderten Anforderungen werden folglich zu einer höheren Fluktuation führen.

Große Nachfrage

Andere Anforderungen sind angesichts des robusten Arbeitsmarktes allerdings kein Grund zur Sorge. Kanzleien planen in 2023 sogar mehr Neueinstellungen zu tätigen als im vergangenen Jahr.[1] Demnach sind Arbeitnehmer in einer noch besseren Verhandlungsposition als in 2022.

Falsches Angebot

Was Kanzleien zu bieten haben, verursacht hingegen aus unterschiedlichen Gründen Frust.

Für Juristen haben sich die Gehälter und Möglichkeiten zu (zumindest örtlich) flexiblem Arbeiten z. B. im Home Office verbessert.

Die juristischen Fachkräfte wurden diesbezüglich allerdings meist doppelt übergangen. Auch aufgrund steigender Lebenshaltungskosten werden diese daher höhere Gehälter fordern und, angesichts der großen Nachfrage, auch durchsetzen können.

Beide Berufsgruppen eint wiederum die Unzufriedenheit mit der Arbeitsbelastung; daran vermag auch ein noch so hohes Gehalt wenig zu ändern.  

Chancen und Risiken

Die aktuelle Situation auf dem juristischen Arbeitsmarkt eröffnet Chancen, birgt aber auch Risiken.

Bedingt durch die große Nachfrage, sind Arbeitnehmer in einer sehr guten Verhandlungsposition. Diese werden Fachkräfte in Verhandlungen mit dem aktuellen Arbeitgeber jedoch nicht so gut nutzen können, wie bei einem Wechsel. Wer einen solchen in Erwägung zieht, sollte diesen allerdings nicht aufschieben, da der personelle Umbau bereits in vollem Gange ist.

Für Arbeitgeber besteht angesichts der steigenden Wechselmotivation eine selten zuvor dagewesene Chance, erfahrenes Personal von der Konkurrenz abzuwerben, sowohl Akademiker als auch Fachkräfte. Die eigenen Fachkräfte sind jedoch tickenden Zeitbomben. Wer hier nicht zumindest finanziell nachbessert, dem droht Meuterei.


[1]Personalbedarf in Kanzleien bleibt trotz Krise hoch – azur-online.de